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Tunnelblick

Erzählung
de
Theobaldy, NoaAeschbacher, Ursi AnnaMaquette/Illustration de couverture
CHF24.00
2.6 % TVA incluse

Produit

RésuméSilvans alltägliche Bahnfahrt von der Arbeit nach Hause nimmt kein Ende: Er erwacht aus einem Dämmerschlaf und ist allein im Abteil, vor dem Fenster zieht eine Tunnelwand vorbei. Bald bleibt der Zug stehen, und die wenigen Fahr­gäste, darunter das Mädchen Anouk, werden von der Schaffnerin weiter ins Innere des Berges geführt. Für Silvan beginnt eine Reise in die Tiefen des Gesteins, in seine Erinnerungen und Ängste. Mit Anouk begleiten ihn aber auch Hoffnung und Unschuld. Mutig steigen die beiden Protagonisten in die Unterwelt.
Détails
ISBN/GTIN978-3-03867-037-7
Type de produitLivre
Année de parution2021
Pages96 pages
LangueAllemand
DimensionsLargeur 123 mm, Hauteur 195 mm, Épaisseur 12 mm
Poids188 g
IllustrationsUmschlag
BZ n°35669010

Contenu/Critiques

Échantillon texte
Es war ein gemütlicher Zug, der sich seinen Weg durch die Frühlingslandschaft bahnte. Das Abteil war leer und ein Abend auf dem Balkon in greifbarer Nähe. Sein Herz fühlte sich schwer an, gefüllt mit den Enttäuschungen der letzten Jahre. Mal hatte er gedacht, die Welt gehöre ihm und die Sterne seien nur dazu da, von ihm ergriffen zu werden. Klar, Grenzen hatte es viele gegeben, aber die würden sich in Luft auflösen, wenn er erst erwachsen wäre. Was sich in Luft aufgelöst hatte, waren die Luftschlösser selbst. Oder sie hatten sich verflüssigt zu Wasser, zu Tränen, geweint um eine Welt, die verloren gegangen war in den Wirren des Erwachsenwerdens. Es gab einige Lecks in seiner Vergangenheit, das tagelange Büffeln für eine Matheprüfung zum Beispiel und dann: »Ungenügendââ- in welchem Zahlenraum lebst du?« Oder der Strauss, den er seiner Mutter zu Ostern gepflückt hatte, und ihr Aufschrei: »Was fällt dir ein - meine armen Tulpen!« Oder die Zaubervorstellung, die er mit seinem Zauberkasten für Hannas Geburtstagsfest vorbereitet hatte, und ihre Enttäuschung, als sie erfuhr, dass nicht der Kasten das Geschenk war. Er hatte gelernt, seine Ziele tief zu stecken und sein Inneres gut zu verbergen. Verschiedene Jobs, um sich über Wasser zu halten, zwanglose Wohngemeinschaften und unverbindliche Affären. Ohne Zauber.Es hatte auch schöne Augenblicke gegeben. Momente, die er in seinem Inneren abgelegt hatte, gut verschlossen, um sie nicht zu verlieren. Nur den Schlüssel dazu verlegte er wieder und wieder.Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Schliesslich liessen sie sich vom Schaukeln des Zuges und dem jungen Grün, das sich draussen nach der Sonne reckte, besänftigen. In dämmerige Ferne zogen die Gedanken weiter, während er in die Tiefen des Schlafes eintauchte. Die Lautsprecherdurchsage vermischte sich mit seinen Träumen; Endbahnhof, bitte alle aussteigen! Doch er döste noch ein bisschen. Als er aufwachte, sah er sein Gesicht in der Spiegelung des Fensters, im Hintergrund eine Tunnelwand, kontrastlos, nur das Rattern der Räder zeigte ihm, dass der Zug fuhr. Er betrachtete seine dunklen Haare und den ernsten Blick aus braunen Augen, den er sich selbst zuwarf. Du bist wieder da, obwohl du so weit weg warst im Schlaf, hauchte er seinem gespiegelten Ich zu. Nur wo, da? Der Zug bewegte sich durch einen Tunnel, wie er auf der Strecke nach Hause nicht vorkam. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass er schon längst hätte ankommen sollen. War er auf dem Weg zum Abstellgleis? Das würde gut passen, dachte er. So als Krönung des Tages, der Jahre, des Lebens. Ruhe breitete sich in ihm aus, könnte er doch dort bleiben für eine Weile, wäre freigestellt, müsste nichts tun, nicht einmal Vergnügungen frönen. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, und ehe es verschwand, atmete er es tief in sich hinein. Unterdessen zog die Tunnelwand vorbei, zog die Zeit vorbei, wiederholten sich Geräusche und Bilder. Als ob es immer so weiter gehen könnte. Es war kein Abstellgleis, weder für den Zug noch für sein Leben. Ihm wurde mulmig, mechanisch griff er zum Handy, der Boje bei wechselhaften Gefühlslagen, doch im Tunnel gab es keinen Empfang. Seufzend stand er auf und bewegte sich leicht schwankend von der Fahrt durch den Gang in der Hoffnung, andere Fahrgäste anzutreffen. Er lief durch ein leeres Abteil nach dem anderen. Offenbar hatten alle diese Wagen an der Endstation verlassen, allein er war über das Ziel hinausgeschossen, dieses Mal sogar im Schlaf. Mit weichen Knien hangelte er sich den Sitzlehnen entlang zurück zu seinem Abteil, vor den Fenstern noch immer die Schwärze des Tunnels. Es war Zeit für eine Expedition durch den ganzen Zug. Er ging in Fahrtrichtung los, so würde er irgendwann auf die Lokomotive treffen und spätestens dort auf einen weiteren Menschen.Im Wagenübergang roch die Luft abgestanden, der Lärm der Fahrt hallte vom Tunnelgewölbe wider, und die Übergangsbrücke mit den sich überlappenden, beweglichen Platten gab ihm das Gefühl, Schritt für Schritt den Boden zu verlieren. Mit zittrigen Händen öffnete er die Tür zum nächsten Wagen â¦Der Tunnel war überall, verschluckte das Wagen­innere, breitete sich aus, ungehindert von der lahmgelegten elektrischen Beleuchtung. Schwärze schlug ihm entgegen, hastig knipste er das Licht an seinem Handy an und bahnte sich seinen Weg durch die Schatten. »Ist da jemand?«, rief er in das immer gleiche Geräusch der Fahrt und erhielt keine Antwort. Erleichterung durchströmte ihn, als im nächsten Wagenübergang Licht durch den Türspalt funkelte.plus

Auteur

Theobaldy, NoaAeschbacher, Ursi AnnaMaquette/Illustration de couverture
Noa Theobaldy ist 1985 in Basel geboren und in Bern aufgewachsen. Hier lebt sie mit ihrem Partner. Seit elf Jahren arbeitet sie als Primarlehrerin. Das Schreibzimmer teilt sie sich mit drei Ratten, die die Manuskripte allerdings lieber anknab­bern als lesen. Nebst dem Unterrichten und Schreiben verbringt sie ihre Zeit im Wald mit ihren Pferden. »Tunnelblick« ist ihre erste Veröffentlichung.
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